No Service

Wir waren vermehrt in Regionen unterwegs, in denen auf unseren Handys “kein Signal” steht. Dieser Hinweis ist ein kleiner Garant dafür, dass wir kaum auf riesige Camper-Wohnhäuser (zum Teil werden diese von Sattelzugfahrzeugen gezogen!) treffen. Campen sieht bei deren Besitzern so aus:

  1. “Wohnhaus” hinstellen
  2. Fernsehkabel einstecken
  3. Grill aufstellen
  4. Brandbeschleuniger über die Holzkohle giessen und anzünden
  5. Fleisch grillieren und vom Grill nehmen
  6. im “Wohnhaus” verschwinden

Nördlicher als 65° N dürfen wir schier endlos lange Tage geniessen. Die Sonne geht hier momentan ca. um 0:45 Uhr unter und um 03:00 Uhr wieder auf. Gestern beispielsweise schien uns die Sonne um 23:15 noch voll ins Schlafzimmer. Ebenso heute morgen um 04:00.

Abendstimmung am Chena River

Im Gebiet der White Mountains, nordöstlich von Fairbanks, fanden wir einen sehr abgelegnen Campground. Die natürliche Ruhe – nur das Plätschern des Flüsschens, Vogelgesang und der Alarm der Rothörnchen – war besonders eindrücklich.
Auf dem Weg zu diesem Campground machten wir eine Wanderung auf den Table Top Mountain. Der ca. 3 Meilen lange Rundweg führte durch einen sich erholenden Nadelwald, der 2004 von einem Waldbrand betroffen war. Auf dem ganzen Weg war reden und klatschen wegen möglicher Bären angesagt.
Beim Aufstieg erlebte wir ein weiteres Highlight, als wir auf einem verkohlten Baum einen Bartkauz-Ästling (ein Junges, das noch nicht fliegen kann, aber das Nest verlassen hat) erblickten. Bald sahen wir die ganze Bartkauzfamilie, bestehend aus zwei Ästlingen und deren Eltern.

Einer der beiden Bartkauz-Ästlinge, der uns aufmerksam beäugte
Ein verkohlter Baum – die perfekte Tarnung für den erwachsenen Bartkauz

Der Aufstieg hat sich auch sonst gelohnt, auf dem Gipfel bot sich uns ein gutes 360° Panorama.

Unser Duty wartet in der Kurve unten links auf unsere Rückkehr

Zum Titelbild: Eine Sumpfohreule kreiste über uns, bevor wir das Nome Creek Valley wieder verliessen.

Der 4. Juli naht, es ist überall viel Betrieb. Ob beim Einkaufen in Fairbanks oder auf dem Camping-Platz in Anderson, wo wir bis morgen weilen, überall kündigt sich der amerikanische Nationalfeiertag an. Ein zusammengewürfelter Haufen Amerikaner – Senioren mit Hunden oder Katzen (!) – dessen Gruppe sich “Loosey Goosey” nennt, verbringen hier (Zitat: “Dead Campground”) ein paar gemeinsame Tage und feiern den 4. Juli. Sie haben uns Exoten (wir sind die einzigen, die nicht dazugehören) aber gut aufgenommen.
Sie versorgten uns mit Lebensmitteln und luden uns zu sich in die Runde ein. Eine Frau spielte Gitarre, einige sangen dazu – Lagerfeuerstimmung ohne Lagerfeuer. Ich beging den Fehler und sagte, dass ich auch Gitarre spiele. Den Rest könnt ihr euch denken.
Auf jeden Fall haben sie mir einen improvisierten “Award” ausgestellt: “I played and survived Loosey Goosey 2017, Anderson”.

Der Loosey Goosey Award

Heute scheint es noch bunter zu werden, so dass sich sogar die Loosey Goosey Truppe verzieht (nicht ohne uns wieder in ihre Runde einzuladen): Die Einheimischen haben den Pavillon beim Campingplatz gemietet und erwarten 80 – 100 Leute …

Gut können wir morgen in den Denali Nationalpark und drei Nächte abseits des Trubels verbringen. 4. Juli hin oder her, es gibt ein tägliches Kontingent an Leuten, die in den Park dürfen, insofern dürften wir das Drumherum (wohl abgesehen vom Campground) kaum spüren.

© www.danielgloor.ch