Denali der Eigenwillige

Bereits als wir auf den Teklanika Campground im Denali Nationalpark fuhren, regnete es. Die beeindruckende Landschaft zeigte sich uns wild und wolkenverhangen.

Auch in der Nacht regnete es immer wieder heftig. Dennoch standen wir am nächsten Morgen um 6:10 Uhr an der Bushaltestelle, um mit dem ersten Shuttle an den Wonder Lake zu fahren. Die Parkstrasse ist für den Privatverkehr gesperrt. Tiefer in den Park kommt man nur mit diesen Bussen oder zu Fuss. Wenn Wildtiere gesichtet werden oder die Landschaft besonders schön ist, hält der Bus an und man hat Zeit, um zu fotografieren und zu staunen.

Alles, was es im Park fast schon mit Garantie zu sehen gibt, haben wir gesehen: Dallschafe, Grizzlies, Schneehühner, Schneeschuhhasen, Golden Eagle, Elche (auch ein mächtiger Elchbulle mit grossem Schaufelgeweih) und Herden von Karibus.

Ein prächtiges Karibu. Im Park gibt es mehrere Herden. Die Karibus ziehen sich gerne auf Bergkämme zurück, weil es dort windiger ist und so die lästigen Insekten etwas besser in Schach gehalten werden können.

Was es nicht mit Garantie zu sehen gibt, ist ein Blick auf den Mount Denali, mit seinen 6194 Metern der höchste Berg Nordamerikas (Denali = der Grosse). Die meisten Besucher des Parks bekommen ihn nicht zu Gesicht. Lediglich an 30% der Sommertage zeigt sich der weisse Riese – besonders in den frühen Morgenstunden. Wir schienen diesmal nicht zu den Glücklichen zu gehören. An unserem zweiten Parktag liessen uns ein paar Sonnenstrahlen, die auf unseren Duty schienen, wieder hoffen. Doch kaum mit dem Bus losgefahren, schlug das Wetter wieder um. Die Sonne schien und es regnete gleichzeitig. Auf der Wanderung, die wir machten (Alpine Trail beim Eielson Visitor Center), sahen wir Null vom Panorama, wir standen auf dem Gipfel in dichtem Nebel.

Im Eielson Visitor Center stand auf der Wettertafel für den Independence Day regen. Und: “The rest of this week: Ditto, it’s July :-)”. Daneben war zu lesen:

“Do not be angry with the rain; it simply does not know how to fall upward.”

Vladimir Nabokov

Zugegeben, ein bisschen “angry” waren wir schon auf den Regen.

Blick vom Polychromepass auf die Alaska-Kette

Heute mussten wir den Park bereits wieder verlassen. Und was sahen wir beim Aufstehen? Keine Wolke am Himmel, strahlender Sonnenschein… Für uns gab es nur noch die Chance, den eigenwilligen Grossen auf dem Weg aus dem Park zu sehen. Und tatsächlich, von einer Kurve aus war er plötzlich sichtbar, wow (siehe Titelbild)! Das Spektakel dauerte ca. 5 Minuten und dann verschwand der Denali wieder in den Wolken.

Auf unserer heutigen Wanderung (Savage Alpine Trail) mit super Aussicht, zeigte er sich kein einziges Mal mehr. Dafür gab es noch einen “Check” auf meiner Tierliste, wir haben unsere ersten Pikas (Pfeifhasen) gesehen.

Ein Pika, der für einen Moment still hielt. Pfeifhasen erhielten ihren Namen wegen der hohen Töne, die sie als Warn- und Erkennungssignal von sich geben.

Nach der Wanderung erfrischten wir uns am Savage River, als uns plötzlich ein Porky (Baumstachler) Gesellschaft leistete. Er trank genüsslich aus dem Fluss und knabberte anschliessend an einem Bäumchen.

Ein tapsiger, etwas schwerfälliger Porky beim Trinken

Denali der Eigenwillige – aber wir haben ihn erwischt 🙂

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