Wildlife im Prince William Sound

Die Regentropfen klatschten auf unser Wohnungsdach. Nicht gerade das Wetter, welches wir uns für unsere 8.5 stündige Gletscher- und Tierbeobachtungstour im Prince William Sound vorgestellt hatten. Die Fahrerin, welche uns zum Schiff brachte, meinte jedoch, das gäbe eine super Tour. Die verschiedenen Blautöne des Gletschereises kommen bei trübem Wetter viel intensiver zur Geltung. Die Wasseroberfläche des Meeres ist bei Regen glätter und Tiere sind so besser sichtbar. Und den Tieren im und ums Meer ist Nässe sowieso egal. Die Fahrerin sollte recht behalten! Einmal mehr wurde uns bewusst, wie eingeschränkt unsere Wahrnehmung ist.

Da wir bereits einige Touren auf dem Meer erleben durften, sind wir kleidermässig mittlerweile gut auf das Kommende vorbereitet. Die etwas belächelnden Blicke der anderen Touristen auf unsere Mützen, Handschuhe, Gamaschen und dicken Jacken wichen schnell einem “Aha, deshalb”. Bald standen wir auf jeden Fall alleine an der Reling.

Der Prince William Sound mit seinen Gletschern, Bergen, dichten Wäldern und Tausenden von Buchten und Inseln ist voller Leben.

Seeotter, auch “alter Mann des Meeres” genannt, auf dem Wasser des Prince William Sounds. Sie sind die grössten Vertreter der Wieselfamilie in Nordamerika. Wenn sie gerade nicht am Fressen sind, um täglich 25% ihres Körpergewichts an Nahrung aufzunehmen, schaukeln sie auf dem Rücken und putzen sich verspielt im Wasser.

Valdez ist die Endstation der 1280 km langen Erdölleitung. Im Jahre 1989 kam es im Sound zu einem schweren Erdöltankerunglück (Exxon Valdez). Die gesamte Wiederherstellung des Ökosystems wird noch Jahre dauern. Die Bestände der Weisskopfseeadler haben sich erst 1996 wieder erholt, diejenigen der Seeotter im 2013 und andere werden sich nie davon erholen.

Immer wieder fuhren wir an treibenden Eisschollen, welche von den Gletschern abgebrochen sind, vorbei. Die Farben und Formen dieser Eisskulpturen zogen uns in ihren Bann. Ebenso das Leben, welches sich auf diesen Schollen zeigte.

Weisskopfseeadler beim Abflug ab einer Eissscholle. Da konnten und können wir nur staunen…
Seehunde auf Eisschollen in der Nähe des Meares Glacier

Und dann standen wir mit dem Schiff ca. 350 m vor der Abbruchkante des Meares Glaciers. Die Sicht auf die gigantische Eiswand liess alle Passagiere in andächtiges Staunen verfallen. Wir hörten das Knacken, Schieben und Brechen des Eises und konnten auch einen Abbruch beobachten. Der Gletscher schiebt seine Eismasse täglich 3-4 Meter vorwärts.

Ein kleiner Teil des mächtigen Meares Glacier.

Auf der Fahrt sahen wir unter anderem einen Buckelwal, Hafenschweinswale, Austernfischer und Gelbschopflunde. Letztere kannten wir bisher nur von Bildern. Ein kleiner, witziger Wasservogel mit eleganter, blonder Frisur.

Ein Gelbschopflund beim Versuch, in die Luft zu kommen. Diese Tierchen schlagen sich die Bäuche so voll, dass sie nach dem Essen Mühe haben, loszufliegen. Im Hintergrund schaut ein Papageientaucher gespannt zu.

Heute verlassen wir das Meer endgültig und ziehen weiter Richtung Slana / Tok in nordöstlicher Richtung.

Zum Titelbild: Seelöwen können nicht im Wasser schlafen. Deshalb machen sie an Land erst Mal eine Pause. Ob dieses Steinbett wirklich so bequem ist?

© www.danielgloor.ch